TWO LINES, TOGETHER
TERMINE
Mi 26.11.2025, 20:00h, La Voirie Biel/Bienne
Do 27.11.2025, 20:00h, Gare du Nord Basel
So 30.11.2025, 11:00h, Kulturhaus Helferei Zürich
Mondrian Ensemble
Ivana Pristašová Zaugg – Violine
Petra Ackermann – Viola
Martin Jaggi – Violoncello
Marek Kprt, Klavier (Gast)
Paul Wiancko (*1983)
A Sanguine Clockwork (2013) 8′
Catherine Lamb (*1982)
slice (a microscore) (2008) 1′
Elliott Carter (1908-2012)
String Trio (2011) 6’
Catherine Lamb
two lines, together (2010) 2′
Andrew Norman (*1979)
Sabina (2006) 10′
Catherine Lamb
slice (richard serra) (2008) 3′
Jalalu-Kalvert Nelson (*1951)
Neues Werk für Streichtrio (2025) 8′
Morton Feldman (1926-1987)
Piano, Violin, Viola, Cello (1987) 75′

© Jalalu-Kalvert Nelson
Als „Musik über und für die Ewigkeit“ wird Morton Feldmans Musik oft beschrieben. Sein letztes Werk «Piano, Violin, Viola, Cello» aus dem Jahr 1987, schreitet langsam und leise, mit kleinen Änderungen in den Akkorden voran. Der Hörer meint, sie sei schon immer da gewesen und ginge weiter, auch wenn Feldman nach 75 Minuten den doppelten Taktstrich gesetzt hat.
Zusammen mit dem tschechischen Pianisten wird das Mondrian Ensemble ein Programm präsentieren, welches dieses faszinierende Werk ins Zentrum setzt.
Der erste Programmteil gibt Einblick in die vielseitige Landschaft des amerikanischen Musikschaffens. Es erklingen Streichtrios von Catherine Lamb, Elliott Carter, Andrew Norman, Paul Wiancko, sowie eine Uraufführung des, in Biel lebenden, Komponisten und Trompeters Jalalu- Kalvert Nelson.
Jalalu-Kalvert Nelson (*1951) Jalalu-Kalvert Nelson, ein in Oklahoma City geborener Komponist, erhielt zahlreiche Stipendien und Kompositionsaufträge von renommierten Institutionen und Ensembles weltweit. Seine Werke wurden an verschiedenen Orten aufgeführt, darunter auch im Fernsehen. Nelson war Composer-in-Residence an verschiedenen Schulen und hat eine Vielzahl von Musikstücken für verschiedene Besetzungen komponiert und aufgeführt. Seine jüngsten Arbeiten umfassen Auftragswerke für namhafte Ensembles und die Veröffentlichung von Gedichten und Schriften in einem Buch namens „Words By Memory and Other Words“.
Nelson studierte Komposition an der Indiana University bei John Eaton und Iannis Xenakis sowie bei Gunther Schuller und Jacob Druckman am Bershire Music Centre in Tangelwood. Seit 1994 lebt Nelson in Biel.
http://www.j-knelson.com/
Catherine Lamb (*1982) Ein Studienaufenthalt in Indien hat Catherine Lamb die Ohren geöffnet. Dhrupad gilt als ältester Gesangsstil der nordindischen klassischen Musik und inspiriert die künstlerische Entwicklung der noch jungen Komponistin.
Zurück in den USA beginnt Catherine Lamb ihr Studium bei James Tenney, einem Schüler von John Cage und Pionier in der Erforschung der mikrotonalen Harmonik und Akustik. Von Tenney lernt sie das Konzept des Harmonic Space, des harmonischen Raums, kennen.
Schliesslich beginnt Catherine Lamb mit reiner Stimmung (engl.: just intonation) zu experimentieren. Reine Intervalle, von der Obertonreihe abgeleitet, bestimmen seit über 20 Jahren ihre künstlerische Forschung.
Seit 2013 lebt die US-amerikanische Komponistin in Berlin und tüftelt mit gleichgesinnten Musikerinnen und Musikern im Harmonic Space Orchestra an den Möglichkeiten der reinen Stimmung, des Harmonic Space und an kollaborativen künstlerischen Prozessen. (Quelle: SRF)
https://www.sacredrealism.org/artists/catherine-lamb/
Paul Wiancko (*1983) ist ein gefeierter Komponist und Cellist. Die Washington Post beschreibt Wiancko als „ein rastloses und vielseitiges Talent, das gut mit anderen zusammenspielt“ – ein Verweis auf seine umfangreiche Zusammenarbeit mit Künstlern wie Max Richter, Chick Corea, Norah Jones, Arcade Fire und The National. „Trotz dieses chronisch kollaborativen Geistes„, so die Post weiter, behält Wiancko eine einzigartige Stimme als Komponist bei“. Im Jahr 2023 wurde Paul zum Direktor für Kammermusik beim Spoleto Festival USA ernannt.
Neben seiner regen Konzert- und Kompositionstätigkeit ist Wiancko auch ein engagierter Lehrer, Mentor und Verfechter der Musikausbildung auf allen Ebenen. Er hat am St. Lawrence Chamber Music Seminar, dem Festival del Lago und dem Banff Centre unterrichtet und wird regelmäßig zu Meisterkursen an Institutionen wie Stanford, Peabody und dem San Francisco Conservatory of Music eingeladen. Wianckos Engagement für die Förderung künftiger Generationen von Interpreten und Komponisten hat ihn dazu veranlasst, an der Entwicklung zukunftsweisender Programme wie Evolution Classical am Banff Centre und dem Green Lake Chamber Music Institute mitzuwirken.
http://www.paulwiancko.com/
Andrew Norman (*1979) ist ein in Los Angeles lebender Komponist und Pädagoge. Von der Los Angeles Times als „führender amerikanischer Komponist seiner Generation“ und von der New York Times als „einer der begabtesten und angesehensten Komponisten seiner Generation“ gepriesen, hat sich Andrew Norman als eine bedeutende Stimme in der amerikanischen klassischen Musik etabliert.
Normans Werk basiert auf einer eklektischen Mischung von Klängen und Notationspraktiken sowohl aus der Avantgarde als auch aus der klassischen Tradition. Er interessiert sich zunehmend für das Erzählen von Geschichten in der Musik und insbesondere für die Art und Weise, in der sich nicht-lineare, erzählerische Scrambling-Techniken aus anderen zeitbasierten Medien wie Filmen und Videospielen mit traditionellen symphonischen Formen überschneiden können. Seine unverwechselbare, oft fragmentierte und hochenergetische Stimme wurde in der New York Times für ihre „gewagten Gegenüberstellungen und schillernden Farben“, im Boston Globe für ihre „umwerfende Vorstellungskraft“ und in der Los Angeles Times für ihren „kühnen“ Geist und „chaplinesken“ Witz gelobt.
Norman ist ein engagierter Pädagoge, der Menschen aller Altersgruppen dabei hilft, Musik zu entdecken und zu kreieren. Er hat an der Juilliard School unterrichtet und ist derzeit Mitglied des Lehrkörpers der University of Southern California.
Seine Musik wird weltweit exklusiv von Schott Music veröffentlicht.
https://www.schott-music.com/en/person/andrew-norman
Morton Feldman (1926-1987) wurde 1926 in New York geboren und starb ebenda 1987. Wie sein Freund John Cage, war er ein amerikanischer Komponist und Künstler – ein Amerikaner im wahrsten Sinne des Wortes.
Er hat seine Identität durch den grundsätzlichen Unterschied zwischen seinen Ansichten die Kunst der Komposition betreffend und denen seiner Kollegen in Europa bestimmt. Er war stolz, Amerikaner zu sein, weil er überzeugt war, dass dies ihm eine in Europa unvorstellbare schöpferische Freiheit ermöglichte. Und als ein wahrer Amerikaner, hatte er möglicherweise auch ein winziges Minderwertigkeitsgefühl gegenüber der kulturellen Traditionen Europas, was er ablehnte und doch insgeheim bewunderte.
Wie jeder wahre Künstler besass Feldman eine Sensibilität für die verschiedensten Eindrücke, allen voran die Literatur und die Malerei. Seiner Affinität für die Welt Samuel Becketts verdankt die Musikgeschichte das einmalige Musiktheaterwerk Neither sowie zwei Stücke für Kammerensemble. Seine Freundschaft mit den New Yorker Malern des abstrakten Expressionismus hat eine Reihe von Kompositionen gezeitigt, darunter Rothko Chapel. Aber sogar die Kunst des Knüpfens orientalischer Teppiche hat ihn inspiriert (The Turfan Fragments).
Feldman hat die Frage nach der niedrigen Dynamik seiner Werke folgendermaßen beantwortet:
„ – Weil wenn es laut ist, kann man den Klang nicht hören. Man hört den Anschlag. Dann hört man den Ton nicht mehr, nur seinen Verfall. Und ich glaube, das ist was seinerzeit Boulez beeindruckt haben mochte: er hörte einen Ton, statt einen Anschlag, und der ist erschienen und verschwunden ohne Anschlag und Verfall, fast wie ein elektronisches Medium.
Man darf auch nicht vergessen, dass laut und leise ein Aspekt der Differenzierung sind. Und meine Musik ist eher ein Monolog, der keiner Aufrufzeichen, keines Doppelpunkts bedarf, sie bedarf keines…”
Feldman hatte auch eine originelle Antwort parat, wenn er gefragt wurde, warum er eigentlich komponierte:
„Sie kennen die wunderbare Bemerkung Disraelis? Er war leider kein guter Schriftsteller, aber wenn er einer gewesen wäre, wäre die Bemerkung großartig gewesen. Man fragte ihn, warum hatte er angefangen, Romane zu schreiben. Er antwortete, weil er nichts zu lesen hatte (lacht). Bei mir war es ähnlich mit der zeitgenössischen Musik. Ich war nicht glücklich mit ihr. Sie wurde wie ein Rohrschach-Test.”
Über zwanzig Jahre nach seinem Tod ist die Musik Morton Feldmans lebendiger denn je.
Marek Keprt (*1974) Pianist, Komponist, Musikwissenschaftler, Pädagoge, Direktor des internationalen Musikfestivals für zeitgenössische Musik – Music Olomouc und künstlerischer Leiter des Olmützer Ensembles für zeitgenössische Musik – Lichtzwang.
Er studierte von 1992 bis 2000 Klavier (bei A. Jenner und C. Graf-Adnet) und Komposition (bei I. Eröd und D. Kaufmann) an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Außerdem absolvierte er Klaviermeisterkurse bei A. Jenner (Wien), J. Tocco (Luzern), C. Király (Budapest), C. Graf-Adnet (Wien) und A. Weissenberg (Engelberg). Er war Resident des Instituts Ostrava Days 2017 und 2018 nahm er am „CEEC Composers Field Trip“ in China teil.
Seit 2002 arbeitet er als Assistenzprofessor am Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Palacký-Universität in Olomouc. Er unterrichtete Klavier und Musiktheorie am Ordenskonservatorium in Opava (2002 – 2014). Er hielt Vorträge an Universitäten und Musikhochschulen in Prag, Bratislava, Dresden, Leipzig, Halle und Krakau und nahm an internationalen Konferenzen und Kongressen teil.
Die Bandbreite seines Repertoires reicht von Stücken aus der Zeit der Romantik, der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zu Kompositionen zeitgenössischer Autoren, insbesondere der Musik von Skrjabin, Takemitsu, der russischen Avatgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Lourie, Vyšněgradskij, Roslavec, Obuchov), dem französischen Spektralismus (Messiaen, Murail, Pesson) und seinen eigenen Kompositionen. Er tritt regelmäßig in der Tschechischen Republik, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Südkorea auf. Als Solist arbeitet er mit der Mährischen Philharmonie zusammen und macht Aufnahmen für den Tschechischen Rundfunk.
Keprt wurde für sein Werk mit mehreren Preisen beim Wettbewerb Generace Ostrava und der Alban-Berg-Stiftung in Wien ausgezeichnet. Seine Kompositionen wurden in der Tschechischen Republik, in einigen anderen europäischen Ländern und auch in den USA aufgeführt.
https://www.marekkeprt.com/en/